Nichts ist so, wie es früher einmal war
Michael Standera, Abteilungsleiter Gesundheit und SozialesJutta Lehmann
"Nichts ist so, wie es früher einmal war." Mit Blick auf die demografische Entwicklung in ländlichen Regionen und Städten wird dieser Satz oft ausgesprochen. Neben der Kirche gab es die Dorfgaststätte, den Dorfkonsum und in der Regel auch einen Kindergarten. Das sind meine Erinnerungen an die DDR-Zeiten in der Region Südbrandenburg und Ostsachsen. In diesem Dorfkonsum kam es zu permanenten Versorgungslücken und die DDR-Kabarettisten haben mit dem Thema Versorgungsengpässe das Publikum ständig zum Lachen gebracht.
Heute wissen wir, wie wichtig solch ein Kaufladen gewesen ist. Ein Treffpunkt im Dorf zum Austausch von Neuigkeiten, aber auch ein Ort, wo die persönliche Anteilnahme an Freud und Leid der Nachbarn deutlich wurde. Heute treffen sich Experten, um über die gesundheitliche und soziale Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Bereich zu beraten. Das betrifft viele Regionen in Ost- und Westdeutschland. Wenn diese Versorgung im ländlichen Bereich nicht mehr gewährleistet ist, wird dies zur weiteren Abwanderung der Bevölkerung führen.
Abwanderung aus einer Kulturlandschaft mit Kirchen, die über 700 Jahre alt sind. Gerade diese Kirchen wurden in den letzten 20 Jahren vor dem weiteren Verfall gerettet. Ob mit oder ohne kirchliche Bindung haben sich Menschen selbstlos für den Erhalt dieser Kirchen eingesetzt, ein Zeichen der Stärke zu setzen, dass unsere Zeit überdauert. Hier ging es auch um das Gefühl „Zuhause sein“ in und mit der Kirche als Anker im Leben. Diese Erfahrungen können uns weiterführen. Damit die Menschen auf dem Land nicht abgehängt werden, braucht es das bürgerschaftliche Engagement und die Unterstützung durch die Politik.
Ich bin dem Deutschen Caritasverband dankbar, dass er in seiner Caritas-Kampagne 2015 das Thema Stadt - Land - Zukunft aufgreift und nach Lösungen sucht. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Verantwortliche in den Kommunen und in der Politik noch nicht überall die entsprechenden Prozesse aktiv unterstützen.
Herzlichst,
Ihr Michael Standera