Einladung zur Veranstaltung am Welthospiztag „Hospiz für Vielfalt“ in Büren am 11.10.2025
Am Anfang zählt man Wehen. Am Ende zählt man Atemzüge
Warum der Tod zum Leben dazu gehört und auch im Alltag Thema sein soll
Geburt und Tod - zwei scheinbar gegensätzliche Ereignisse, und doch sind sie tief miteinander verbunden. Sie markieren die Grenzpunkte unseres Daseins. Während die Geburt herbeigesehnt und gefeiert wird, wird der Tod in unserer Gesellschaft häufig noch tabuisiert. Dabei ist die frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Sterben kein düsteres Hobby - sie ist ein Zeichen von Lebensklugheit. In einer Gesellschaft, die den Tod oft verdrängt, kann es heilsam und befreiend sein, sich bewusst mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen. Oder auch mit der Endlichkeit geliebter Menschen. Kerstin Beyermann und Sonja Puls, Koordinatorinnen des Ambulanten Hospizdienstes der Caritas Büren erklären diese Überzeugung im Gespräch.
Warum soll man sich bereits mit dem Sterben beschäftigen, wenn es keinen aktuellen Anlass gibt?
Beyermann: Der Tod ist nicht planbar, aber unser Umgang damit schon. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass diejenigen, die sich frühzeitig mit dem Tod beschäftigen, besser mit Trauer, Schmerz und Unsicherheit umgehen können. Frühzeitige Auseinandersetzung stärkt die Resilienz und hilft, Trauer zu verstehen und zu verarbeiten. Und es reduziert die Hilflosigkeit ein bisschen, die man angesichts eines schweren Verlustes hat. Denn viele Menschen fühlen sich im Angesicht des Todes überfordert. Frühzeitige Reflexion schafft Handlungsspielraum und innere Stabilität.
Hat das auch praktische Aspekte?
Puls: Praktische und spirituelle Vorbereitung sind auf jeden Fall miteinander verbunden. Man sollte neben der Patientenverfügung und der Vorsorgevollmacht auch über Bestattungswünsche sprechen; und auch innerhalb der Familie das Thema nicht meiden. Enttabuisierung und ein offener Dialog zum Thema Trauer und Tod hilft allen - jungen und alten Menschen.
Überfordert dieses Thema junge Menschen nicht?
Beyermann: Auch junge Menschen erleben Verluste - durch Krankheit, Unfall oder andere Umstände. Wenn sie vorher gelernt haben, dass Trauer erlaubt ist und dass man darüber sprechen darf, sind sie weniger allein mit ihren Gefühlen. Gespräche über Sterben und Trauer helfen, Ängste abzubauen und Mitgefühl zu fördern - in Familien, Schulen und in der Gesellschaft.
Welche Aspekte sind auch noch wichtig?
Puls: Wer sich mit den Themen Tod und Sterben innerlich auseinandergesetzt hat, kann eher Raum für das schaffen, was wirklich zählt: Abschied nehmen, Erinnern, Fühlen. Und die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit kann dazu führen, dass man Beziehungen intensiver pflegt, Konflikte klärt und öfter "Ich hab dich lieb" sagt - bevor es zu spät ist.