Umgang mit Demenz
Kreis Paderborn/Bad Wünnenberg. Angehörige von Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind, übernehmen eine schwere Aufgabe. Wie sehr, daran ließ der Titel einer Veranstaltung im Haus "Emma Rose" keinen Zweifel. "Nerven wie Drahtseile - oder wenn der Geduldsfaden reißt …" hatten die Veranstalter der kreisweiten "Arbeitsgemeinschaft Netzwerk Demenz" den Nachmittag überschrieben. Er endete mit der Idee, in Bad Wünnenberg eine Gruppe für Angehörige von Menschen mit Demenz zur gründen.
Stephanie Neumann war nicht überrascht, dass der Saal im Haus "Emma Rose" gut gefüllt war, als Moderator Reinhard Fukerider vom "Demenz Servicezentrum OWL" die Veranstaltung eröffnete. Neumann hatte als Fachbereichsleiterin vom Caritasverband Büren die Veranstaltung vorbereitet, die Teil der kreisweiten Aktionswoche Demenz war. Aus ihrem Arbeitsalltag weiß die Fachfrau, dass das strapaziöse Zusammenleben mit dementiell erkrankten Menschen längst kein Einzelschicksal mehr ist - und wie oft Pflegende in dieser Lage an die Grenzen ihrer Kräfte kommen.
Um Lösungen zu finden, ist es wichtig, die Krankheit zu kennen. Deshalb erläuterte Dr. Carmen Solbach vom St. Johannisstift Demenz aus medizinischer Perspektive. Dann wurde es praktisch. Die Krankenschwester und Pflegeberaterin Gerlinde Ehlers-Streit gab Ratschläge für den Umgang mit Menschen mit Demenz im Alltag.
Der Schlüssel liegt in der Einfühlung in die Lebenswelt des Erkrankten. Wer alles vergisst, ist verunsichert, desorientiert und reagiert aggressiv oder mit großer innerer Unruhe. Nicht anders ergeht es Menschen mit Demenz. Wer sich ausgeliefert fühlt, lässt sich auch nur ungern überreden.
Ist jedoch das Muster bekannt, das hinter einem irritierenden Verhalten liegt, wird eine angemessene Reaktion leichter. Deshalb ist es von Vorteil, wenn die Lebensgeschichte des Erkrankten, seine Vorlieben, Neigungen und Bedürfnisse bekannt sind. Manchmal ergeben sich so verblüffend einfache Lösungen. So hilft es beispielsweise, auf die unbewussten Gewohnheiten zu bauen. Dann kann es reichen, einfach "Prost" zu sagen und ein Glas zum Mund zu führen. Aus angelernter Höflichkeit trinkt der Erkrankte gerne mit, obwohl er oder sie sonst das Trinken verweigert.
Einige Prinzipien für den Umgang mit "schwierigem Verhalten" erleichtern den Umgang mit Erkrankten. Dazu gehört es, auf Diskussionen zu verzichten, ruhig zu bleiben und das Problem aus dem Blickfeld des Menschen mit Demenz zu sehen. Damit die Verständigung wirklich gelingt, sollte man darauf achten, langsam und deutlich zu sprechen, Mimik und Gestik eindeutig einsetzen und eine einfache Sprache verwenden.
Trotz dieser wertvollen Ratschläge bleibt der Umgang mit Menschen mit Demenz eine Herausforderung. Diese zu bestehen ist wesentlich einfacher, wenn sich Betroffene Rat, Unterstützung und auch mal Trost bei anderen Menschen holen können, die in einer ähnlichen Lage stecken. Auch in Bad Wünnenberg könnte eine Gruppe von Angehörigen entstehen, die Menschen mit Demenz pflegen. Regina Linn vom "Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe" unterstützt die Gründung solcher Gruppen. Sollten sich in Bad Wünnenberg Interessierte finden, ist sie gern bereit, diese Aufbauhilfe zu leisten.
Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe: 05251/3902201; pflegeselbsthilfe-paderborn@paritaet-nrw.org